Die Ostfriesische Landschaft
Am Anfang waren die Landstände, die Versammlung der drei gleichberechtigten Gruppen aus Rittern und Vertretern der Bürger und Bauern. Sie vertraten im Mittelalter die ostfriesische Bevölkerung gegenüber dem Landesherrn, dem Grafen- und späteren Fürstenhaus. Diese Ständevertretung gibt es in Ostfriesland bereits seit mehr als fünfhundert Jahren.
Bis zum 19. Jahrhundert besaß die Ostfriesische Landschaft auch wesentliche politische Rechte. Von Kaiser Leopold I. ist ihr 1678 sogar ein eigenes Wappen verliehen worden, das den Ritter und den Baum auf dem Upstalsboom zeigt. Dieser Hügel war und ist das Symbol für die Freiheit der Friesen. An diesem Ort trafen sich im Mittelalter die Vertreter der selbständigen friesischen Landesgemeinden. Hier wollten sie bei ihren Zusammenkünften gemeinschaftlich ihre Rechte und Freiheiten stärken und sichern.
Mitbestimmung und Selbstverwaltung haben also in Ostfriesland eine lange Tradition. Die moderne Ostfriesische Landschaft hat sich während des 20. Jahrhunderts von der alten Ständeversammlung zu einem zeitgemäßen Kulturparlament entwickelt. Sie ist heute eine demokratisch-parlamentarisch verfasste Körperschaft des öffentlichen Rechts, ein höherer Kommunalverband. An die Stelle der Landstände sind die drei ostfriesischen Landkreise und die Stadt Emden getreten, deren Kommunalparlamente die Mitglieder der Landschaftsversammlung wählen. Die Ostfriesische Landschaft vertritt daher nach wie vor die ostfriesische Bevölkerung. Sie nimmt im Auftrage ihrer Gebietskörperschaften und des Landes Niedersachsen zentrale kommunale und dezentrale staatliche Aufgaben auf den Gebieten der Kultur, Wissenschaft und Bildung wahr und betreibt dazu entsprechende Einrichtungen.
Die Ostfriesische Landschaft ist eine moderne Dienstleistungseinrichtung, die bei ihrer Arbeit auf Qualität setzt. Ihre professionellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in vielen Bereichen tätig. Diese reichen von archäologischer Denkmalpflege und historischer Landesforschung über wissenschaftliche Literaturversorgung und unterschiedlichste Kulturveranstaltungen bis hin zur fachlichen Beratung von Museen, Förderung der Regionalsprache und des Kulturtourismus sowie Unterstützung von Lehrern und Schulen. Dieses Dauerangebot wird immer wieder durch verschiedene Projekte erweitert und vertieft. Mit allen diesen Aktivitäten ist eine rege Publikationstätigkeit verbunden.
In allen Einrichtungen werden Informationen für Ostfriesland aufgearbeitet, Wissen und Fachkenntnisse auch für interessierte Laien zur Verfügung gestellt. Aufgrund ihrer Kompetenz erfüllt die Ostfriesische Landschaft eine wichtige Vermittlungsfunktion zwischen Wissenschaftund Bevölkerung. Nicht nur hierfür, sondern auch für kulturelle Begegnungen stehen Räumlichkeiten zur Verfügung: Das Landschaftsforum verbindet die historische Umgebung mit moderner Technik. Auch im Steinhaus in Bunderhee werden nach Abschluss der Sanierung ab Mitte 2011 kulturelle Angebote gemacht.
Mit der Pflege überregionaler Kontakte und der Offenheit gegenüber neuen Entwicklungen und Ideen, die die Region in ihrer Entwicklung fördern, knüpft die Ostfriesische Landschaft an ihre historische Aufgabe an. Ein besonderes Anliegen ist die Förderung von Zusammenarbeit in Ostfriesland, mit Nachbarn wie den Niederlanden und darüber hinaus.
Wann immer möglich, bietet die Ostfriesische Landschaft inhaltliche Unterstützung da an, wo die Bevölkerung von sich aus aktiv wird. So entsteht eine lebendige Zusammenarbeit mit und für die Menschen in Ostfriesland, die ehrenamtliche Arbeit anerkennt, Sinn stiftet, weiterbildet und somit gemeinschaftlich an einem soliden Fundament für künftige Generationen baut.
Einige unserer weiteren Projekte
Digitale Bibliothek der Ostfriesischen Landschaft
Die digitale Bibliothek der ostfriesischen Landschaft umfasst digitalisierte historische Werke zur Landesgeschichte (inkl. Emder Jahrbuch von 1875 bis 1942), aber auch neuere wissenschaftliche Veröffentlichungen in elektronischer Form.
Außerdem finden Sie hier den Einstieg in die Datenbanken des Biographischen Lexikons und der Historischen Ortsdatenbank für Ostfriesland.
Biographisches Lexikon für Ostfriesland
Das Biographische Lexikon für Ostfriesland präsentiert ursprünglich in vier von 1993 bis 2007 erschienenen Bänden etwa 700 Artikeln mit Biographien von Personen, die in Ostfriesland geboren wurden oder maßgeblich tätig waren. Die Biographien erfassen nicht mehr lebende Personen seit dem Ende des 15. Jahrhunderts und decken damit einen Zeitraum von mehr als 600 Jahren ab. Seit 2009 wurden die Artikel im Webauftritt der Landschaftsbibliothek veröffentlicht und – soweit vorhanden –mit Porträts versehen. Die Sammlung wird laufend weiter ergänzt.
Nähere Informationen finden Sie hier.
Historische Ortsdatenbank für Ostfriesland
Die Historische Ortsdatenbank für Ostfriesland informiert über die Grundzüge der Geschichte der eigenständigen ostfriesischen Städte und Gemeinden. Die lexikalischen Artikel beziehen sich auf alle Gemeinden Ostfrieslands auf dem Stand vor den Gebiets- und Verwaltungsreformen 1972. Nach Abschluss des Gesamtprojekts sollen insgesamt ca. 330 Artikel die Entwicklung der Ortschaften von den ersten Zeugnissen bis zum gegenwärtigen Stand beschreiben.
Das Projekt ist noch nicht abgeschlossen. Zu einem Teil der Gemeinden werden vorläufig nur Basisinformationen geliefert.
Die historische Ortsdatenbank erreichen Sie hier.
Gefallenendenkmäler in Ostfriesland nach dem Ersten Weltkrieg
Paul Weßels In Ostfriesland gibt es weit mehr als 440 Gedenktafeln und Denkmäler für die Gefallenen der Kriege seit 1815, davon etwa die Hälfte aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Letztere in der Tradition des preußischen Gefallenengedenkens in enger Verbindung von Staat und Kirche seit den Befreiungskriegen. Eine erste große Welle von Gefallenendenkmälern wurde in Ostfriesland nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 bis 1913 errichtet. Es handelte sich zu einem großen Teil um Siegesdenkmäler mit klassischer Formensprache, die oft demonstrativ an öffentlichen Plätzen und Straßenkreuzungen errichtet wurden.
Während der Jahre 1914 bis 1918 wurde das aktuelle Gefallenengedenken im öffentlichen Raum ausgesetzt, während es in den Kirchengemeinden in rituellen und symbolischen Handlungen weiterhin gepflegt wurde.
Nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg wurde das Gefallenengedenken weiterhin zunächst den Kirchengemeinden und den Pastoren überlassen. Nach Gedenktafeln in den Kirchen wurde von ihnen bald auch die Errichtung von Denkmälern außerhalb der Kirchen angeregt. Auch als die Kriegervereine und Kommunen aktiver an diesem Prozess teilhatten, blieben die Kirchen und ihre Vertreter dabei ein wichtiger Partner.
Schülerpreis für ostfriesische Kultur und Geschichte
Die Erforschung und die Darstellung der lokalen und regionalen Kultur und Geschichte haben in Ostfriesland immer schon ein breites Interesse gefunden und Ergebnisse von hohem Rang erbracht. Daran waren und sind neben den Fachwissenschaftlern immer auch eine große Zahl von Laien aus allen Berufen und Schichten beteiligt. Auch in den Schulen sind regionale und lokale Themen aus Kultur und Geschichte immer wieder Gegenstand von Unterrichtsprojekten und Fach- und Hausarbeiten. Die Erforschung der ostfriesischen Kultur und Geschichte, ihre vermehrte Kenntnis und das vertiefte Verstehen tragen wesentlich bei zur Ausbildung der kulturellen Identität in der Region und zur bewussten Erhaltung der Vielfalt örtlicher und regionaler Traditionen. Dadurch wird insbesondere auch die junge Generation besser in die Lage versetzt, größere historische Zusammenhänge zu verstehen und zugleich die Verhältnisse vor Ort angemessen einzuordnen, Toleranz zu lernen und sowohl die eigene als auch die Heimat anderer stärker zu achten.
Mit dem "Schülerpreis für ostfriesische Kultur und Geschichte" werden seit 2010 herausragende Schülerarbeiten zu Themen der ostfriesischen Geschichte und Kulturgeschichte ausgezeichnet. Die sich mit diesen Themen beschäftigenden Schülerinnen und Schüler sollen auf diese Weise öffentliche Anerkennung für besondere Leistungen erhalten können.
Die Arbeitsgruppe ostfriesischer Chronisten der Ostfriesischen Landschaft
Wie schreibe ich eine Chronik? Wo finde ich Material? Was muss in die Chronik hinein? Wer kann Hilfestellung geben? Wie lese ich die alten Schriften? Wo lasse ich das Buch drucken?
Das sind nur einige von vielen Fragen, die 1992 Wolfgang Heinze und Paul Weßels dazu veranlassten, die Arbeitsgruppe ostfriesischer Chronisten der Ostfriesischen Landschaft als „Selbsthilfegruppe“ zu gründen. Ihre Mitglieder sollten sich gegenseitig Hilfestellung geben bei allen Fragen und Problemen, die im Zusammenhang mit der Aufarbeitung von Lokal- und Regionalgeschichte im Raum Ostfriesland entstehen. In der Arbeitsgruppe treffen sich Profis und Laien zum Erfahrungs- und Informationsaustausch über Bibliotheken und Archive, Literatur und Quellen etc. Gemeinsam werden Vorträge und Seminare organisiert, die in Zusammenhang mit der ostfriesischen Geschichte oder aber auch mit historischen Arbeitstechniken stehen. Alle Aktivitäten dienen dem Ziel der Verbesserung der Arbeitsergebnisse.
Seit der Gründung ist eine große Zahl von kleinen und großen Veröffentlichungen aus dem Kreis der Chronisten hervorgegangen. Die Gruppe arbeitet mit großer Konstanz. Es finden etwa sechs bis acht Treffen pro Jahr statt – in der Regel an einem Freitagnachmittag. Außerdem werden im Winterhalbjahr regelmäßig an vier Nachmittagen Vorlesungen in Hesel organisiert. Die Arbeitsgruppe wurde seit ihrer Gründung bis 2017 von Dr. Paul Weßels geleitet. Seit 2017 hat Dr. Michael Hermann, Leiter des Niedersächsischen Landesarchivs – Standort Aurich – die Verantwortung für die Arbeitsgruppe übernommen. Sie ist an die Ostfriesische Landschaft angebunden, die – wenn die Treffen der AG nicht „vor Ort“ stattfinden – ihre Räumlichkeiten zur Verfügung stellt und außerdem organisatorische Unterstützung leistet. Sowohl die Ostfriesische Landschaft und hier insbesondere die Landschaftsbibliothek so wie auch das Staatsarchiv in Aurich bilden wichtige Bezugspunkte für die Aktivitäten der AG.
Seit dem Jahr 2000 veranstaltet die Arbeitsgruppe außerhalb ihrer Gruppenaktivitäten jeweils im Oktober oder November eines jeden Jahres gemeinsam mit dem Staatsarchiv Aurich und der Ostfriesischen Landschaft einen „Tag der ostfriesischen Geschichte“, mit dem allen an der Regional- und Lokalgeschichte Ostfrieslands über den Rahmen der AG hinaus die Gelegenheit zu einem Treffen mit Gedankenaustausch und Information gegeben wird.
HISGIS Leer
„Die Fryske Akademy und die Ostfriesische Landschaft präsentieren gemeinsam mit dem Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen, Regionaldirektion Aurich (LGLN) und dem Niedersächsischen Landesarchiv – Standort Aurich – das von der Fryske Akademy entwickelte HISGIS für Ostfriesland, um historische Karten und Daten zu Ostfriesland digital zu verknüpfen und diese Interessierten über das Internet zur Recherche und zum Studium anzubieten. Das von der Ems Dollard Region (EDR) geförderte erste Projekt am Beispiel der Stadt Leer konnte im Januar 2017 erfolgreich abgeschlossen werden – in Kooperation mit den Mitarbeitern der Stadt Leer und des Heimatmuseums Leer.“