OSTFRIESISCHE LANDSCHAFT - REGIONALVERBAND FÜR KULTUR, WISSENSCHAFT UND BILDUNG
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Zur Geschichte der Flurnamensammlung

Durch Ausweisung neuer Baugebiete, durch Flurbereinigungen und durch eine zunehmende Verstädterung der Bevölkerung geraten die Flurnamen immer mehr in Vergessenheit. Flurnamen sind altes, wertvolles Kulturgut, eine sprachliche und volkskundliche Quelle, die noch nicht genügend ausgeschöpft wurde.

Flurnamen sind Namen von Feldlagen, einzelnen Flurstücken, Wegen und Gewässern. Sie sind für die Vorgeschichte, für die Siedlungsgeschichte und die Geschichte des Brauchtums sowie für die Sprachforschung von Bedeutung. Aus diesem Grunde hat die Ostfriesische Landschaft eine breit angelegte gründliche Sammlung durchgeführt, die auch die Siedlungsnamen einschloss.

Die Flurnamensammlung der Ostfriesischen Landschaft ist maßgeblich durch den persönlichen Einsatz von Heinrich Schumacher in über 30 jähriger Arbeit entstanden. Der frühere Leiter des Katasteramts Aurich hat das ermöglicht durch die Sammlung und Verzeichnung der Flurnamen – erst in Eigenregie, ab 1972 durch den Einsatz eines Arbeitskreises der Ostfriesischen Landschaft unter seiner Leitung –, dann durch die Entwicklung und Erprobung eines EDV-Erfassungsprogramms mit Hans Heinrich Schröder und schließlich mit der digitalen Erfassung mit weiteren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Die Gerhard ten Doornkaat Koolman-Stiftung hat für die Erfassung und Erschließung dankenswerterweise ihre Unterstützung gewährt. Große Anerkennung verdienen nicht nur die Ausdauer, Konsequenz und Sorgfalt in der Vorgehensweise, sondern vor allem auch der ehrenamtliche Einsatz, der damit verbunden war.

Zum Abschluss hat Heinrich Schumacher sein Werk mit einer Buchveröffentlichung gekrönt: Er hat mit der vollständigen Sammlung aller um 1830, um 1870 und um 1980 festgehaltenen bzw. bekannten Flurnamen in Ostfriesland und der Ergänzung um die für einzelne Teilgebiete bereits vorhandenen Sammlungen oder sonst noch überlieferten Verzeichnungen sowie mit deren Erschließung ein einzigartiges Quellenwerk vorgelegt. Auf über 3.400 Seiten in sechs Bänden wurden über 70.000 Flurnamen mit ihren Hoch- und Rechtswerten dokumentiert, die zudem in die Ostfriesland abdeckenden ca. 900 Grundkartenblätter 1:5000 eingetragen und mit Begleitblättern versehen wurden. Dieses dazu gehörige Flurnamenkartenwerk ist in der Landschaftsbibliothek einzusehen.

Heinrich Schumacher - Die Flurnamen Ostfrieslands

Vor der Flurnamensammlung durch die Ostfriesische Landschaft gab es drei Versuche, für ganz Ostfriesland eine Flurnamensammlung zu erstellen:

a. 1878, durch die Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden.
b. Nach dem ersten Weltkrieg durch Superintendent Wiard Lüpkes.
c. Nach dem zweiten Weltkrieg durch den Baumeister Kratzsch vom Heimatverein Leer.

Durch die in der Mitte des vorigen Jahrhunderts aufkommenden Volkskunden, die auch Flurnamen enthielten, wurde das Interesse an Flurnamen geweckt. 1878 folgte dem allgemeinen Trend auch die Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden und forderte durch ein Sendschreiben die Öffentlichkeit auf, ihr Flurnamen aus Ostfriesland mitzuteilen. Das Sendschreiben hatte nur eine sehr schwache Resonanz: Drei Personen teilten der Gesellschaft insgesamt 23 Flurnamen - ohne Quellenangaben - mit.

Den zweiten Anlauf machte nach dem ersten Weltkrieg der Superintendent Wiard Lüpkes aus Esens. Mit Genehmigung der kirchlichen Oberen forderte er durch Fragebogen die Geistlichen, die Kirchenvorstände sowie die landwirtschaftlichen Zweigvereine auf, ihm Flurnamen zu benennen. Lüpkes stellte die Flurnamen gemeindeweise in Listen zusammen und veröffentlichte sie in der Tagespresse, für den Kreis Emden und den Kreis Weener auch in kleinen Broschüren. Eine Darstellung der Flurnamen in Karten unterblieb, sodass eine Lokalisierung der von ihm gesammelten Flurnamen leider nicht mehr in jedem Falle möglich ist. Auf eine gründliche Flurnamensammlung erhob Lüpkes keinen Anspruch. Er schrieb vielmehr im Vorspann zu allen Veröffentlichungen, dass es sich „um einen ersten Griff in den großen Reichtum von Flurnamen“ handele, „um zum Weitersammeln anzuregen". Gewiss hat Lüpkes durch die Veröffentlichung der Flurnamen - „ohne alles gelehrte Beiwerk“, wie er es formulierte - den Gedanken, in Ostfriesland Flurnamen zu sammeln, wachgehalten.

Nach dem zweiten Weltkrieg erfolgte der dritte Versuch, eine ganz Ostfriesland umfassende Flurnamensammlung zu erstellen. Der Kreisbaumeister Kratzsch vom Heimatverein Leer wollte dem Mangel der Lüpkesschen Sammlung - nämlich der fehlenden Lokalisierung - abhelfen. Er beschaffte sich deshalb bei den Katasterämtern Messtischblätter - heute nennen wir sie Topographische Karten 1:25 000, abgekürzt TK 25 -, schnitt Gemarkung für Gemarkung aus den Karten heraus, übersandte sie den Lehrern mit der Bitte, Flurnamen in einer Liste zusammenzustellen, die Flurnamen zu nummerieren und diese Nummern in die Kartenausschnitte lagerichtig einzutragen. Die meisten Lehrer dürften von der zusätzlichen Aufgabe nicht begeistert gewesen sein. Es wurde nur eine relativ geringe Anzahl von Flurnamen gemeldet, in der Regel Flurnamen, die ohnehin schon in den Flurkarten der Katasterämter enthalten waren. Immerhin liegt die Sammlung im Niedersächsischen Staatsarchiv Aurich vor: für den Kreis Leer zu 100% - dort war Harm Wiemann Kreisschulrat und Heimatvereinsvorsitzender -, für den Altkreis Aurich zu 50%, für den Altkreis Norden zu 30 %, für den Kreis Wittmund überhaupt nicht.

Nachdem Heinrich Schumacher im Herbst 1964 die Leitung des Katasteramtes Aurich übernommen hatte, schlug er 1965 der Ostfriesischen Landschaft vor, eine gründliche Flurnamensammlung auf der Basis der Deutschen Grundkarte zu erstellen. Leider sah man sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht in der Lage, dem Vorschlag zu folgen. Daher begann er 1967 in Verbindung mit dem Heimatforscher Bernhard Uphoff, für das Gebiet des Altkreises Aurich eine Flurnamensammlung anzulegen. 1972 übernahm die Ostfriesische Landschaft diese Konzeption für ganz Ostfriesland.

Der Nachweis der Flurnamen erfolgte in Deutschen Grundkarten (DGK 5). Ostfriesland und die Gemeinde Gödens werden von ca. 900 DGKs abgedeckt. Sie geben genügend Raum, auch eine größere Anzahl von Flurnamen aufzunehmen und ermöglichen darüber hinaus die Entnahme der Koordinaten des Schwerpunktes der Fläche, auf die sich der einzelne Flurname bezieht. Die Bildfläche von 40 x 40 cm deckt in der Natur ein Gebiet von zwei mal zwei Kilometer ab. Die Deutsche Grundkarte enthält sowohl den Grundstücksbestand des Liegenschaftskatasters, d. h. die Eigentums- und Flurstücksgrenzen, als auch die Topographie mit Höhenlinien. Nicht in allen Fällen lagen die DGK’s mit Höhenlinien vor. Es wurde dann die Vorstufe der DGK verwandt.

Konsequent wurden die Flurnamen dreier Epochen gesammelt:

  • die Flurnamen von ca. 1830, die in den Flächenmanualen der Hannoverschen Grundsteuervermessung niedergelegt sind. In Registern, den sogenannten Mutterrollen (auch Flächenmanuale genannt), wurden die Ergebnisse - nach Feldlagen geordnet - niedergelegt. Karten, aus denen die Lage der Grundstücke ersichtlich gewesen wäre, wurden nicht hergestellt. Zur Bezeichnung der Lage der Grundstücke wurden Flurnamen benutzt. Daher stellen die Flurnamen die Ordnungsfaktoren der Hannoverschen Grundsteuervermessung dar. Mit Ausnahme der Gemarkungen Borssum, Jarssum, Juist und Wiesederfehn befinden sich alle Flächenmanuale im Niedersächsischen Staatsarchiv Aurich. Es war eine sehr mühsame Arbeit, die Flurnamen lagerichtig in die DGK’s zu übertragen, weil man seinerzeit keine Karten hergestellt hatte. Hier war ganz besonders stark der Sachverstand der an der Sammlung beteiligten Katasterfachleute (s.u.) gefordert.
  • die Flurnamen von ca. 1870, die in den Stückvermessungsrissen der Preußischen Grundsteuervermessung niedergelegt sind. Nachdem das Königreich Hannover an Preußen gefallen war, führten die Preußen von 1868 bis 1875 eine sehr gründliche Grundsteuervermessung durch, deren Ergebnisse u. a. auch in guten Karten nachgewiesen wurden. Jedes Flurstück erhielt eine eigene Flurstücksnummer. Das Flurbuch enthält Hinweise auf den Eigentümer, die Größe des Flurstücks und anderes mehr. Zur Identifizierung eines Flurstücks hätte es genügt, nur eine Flurstücksnummer anzugeben. Jedoch haben die Landmesser darüber hinaus auch die „Lagebezeichnung“, den Flurnamen, festgehalten. Dieser wurde im sogenannten Stückvermessungsriss verzeichnet. Da es sich um Landmesser handelte, die des Niederdeutschen nicht mächtig waren, sind die Flurnamen nicht immer richtig, in einigen Fällen sogar sinnentstellend wiedergegeben worden. Für die Flurnamensammler der Ostfriesischen Landschaft war es in der Regel ein Leichtes, die richtige Schreibweise zu ermitteln. Die Stückvermessungsrisse befinden sich vollzählig in den Katasterämtern.
  • die Flurnamen, die heute (ca. 1980) gebräuchlich sind. Sie wurden durch die Befragung von ortskundigen Personen in Erfahrung gebracht.

Selbstverständlich wurden auch die hier und dort durchgeführten Einzelsammlungen von Flurnamen mitverarbeitet, so zum Beispiel die Arbeiten von Paul Otten im Raume Dornum, von Dr. Janssen im Raume Roggenstede oder von Dr. Linke auf Borkum, und natürlich die Sammlungen von Pastor Lüpkes und Kreisbaumeister Kratzsch.

Darüber hinaus wurden die Flurnamen der Regemortschen Karten des Amtes Esens (1670-1679) und der Honartschen Karten der Oberemsischen Deichacht (1669-1673) erfasst. Sie alle erhielten die Herkunftsbezeichnung "Reg."( Stefan Pötzsch wies im Emder Jahrbuch 1982 nach, dass die bisher Regemort zugeschriebenen Karten der Oberemsischen Deichacht von Honart erstellt wurden). Als Beispiel für die Heranziehung weiterer Quellen seien für den Bereich der Stadt Leer die Karten von 1826 (Reinhold), 1842 (Broillon von Reinhold) sowie die Karte der Wester- und Ostergaste von 1796 (Camp) genannt.

Handschriftlich und verschiedenfarbig sind die Flurnamen in den Deutschen Grundkarten nachgewiesen: in Blau die Flurnamen der Hannoverschen Grundsteuervermessung, in Grün die Flurnamen der Preußischen Grundsteuervermessung, in Rot die Flurnamen der Befragung. Durch Unterstreichen oder „Abhaken“ in den jeweils anderen Farben ist deutlich gemacht, dass der Flurname auch in anderen Epochen gebräuchlich war bzw. ist. Amtliche Bezeichnungen sind in schwarz oder braun eingetragen worden. Flurnamen, die anderen Quellen entstammen, sind durch eine Zusatzbezeichnung besonders gekennzeichnet.

Die Flurnamen wurden auf ehrenamtlicher Basis nach einheitlichen Grundsätzen im Rahmen eines Arbeitskreises der Ostfriesischen Landschaft ermittelt. Die Finanzierung erfolgte durch die Ostfriesische Landschaft, Organisation und Leitung durch Heinrich Schumacher.

Flurnamen sammelten

  • im Altkreis Aurich der Heimatforscher Bernhard Uphoff (ab 1967) und der Ingenieur für Vermessungstechnik Gerhard Börchers (ab 1972),
  • im Landkreis Leer der Vermessungsoberamtmann a. D. Heinrich Ahlborn. Die Befragung im Rheiderland führte Gerhard Börchers durch.
  • im Altkreis Norden und im Stadtkreis Emden wirkten mehrere Mitarbeiter: Die Realschullehrerin a.D. Mathilde Imhoff mit dem Schwerpunkt „Befragung“. Die Flurnamen der Preußischen Grundsteuervermessung wurden von Bediensteten der Katasterämter Norden und Emden ermittelt. Die Flurnamen der Hannoverschen Grundsteuervermessung erarbeiteten zur Hälfte Frau Imhoff, zu einem Viertel Heinrich Schumacher, zu einem weiteren Viertel Heinz Kraft, Dirk Meyer, Manfred Goldenstein, Hans-Hermann Hauschildt.
  • im Landkreis Wittmund der Ingenieur für Vermessungstechnik Johannes Gravemeyer.
  • in der Gemarkung Gödens (1999/2000) Michael Clemens.

Zeitweise wirkte auch Derk de Haan mit, der von Mitte 1972 bis Anfang 1975 für den Bereich des Stadtkreises Emden, des Altkreises Norden und des Landkreises Wittmund die Sammlung leitete. Die Katasterämter gaben von jeder Grundkarte zwei Exemplare kostenlos ab. Eins sollte als Arbeitsblatt, das andere als Reinschrift dienen. Nach Übernahme der Flurnamen in die Reinschriften durch Johannes Engelmann wurden den Ämtern dafür die Arbeitsblätter angeboten. Die Reinschriften erhielten Zippelaufhänger, wurden beschriftet und farblich kenntlich gemacht.

Dreimal im Jahr trafen sich die Mitglieder des Arbeitskreises in der Ostfriesischen Landschaft. Es wurden bearbeitete Arbeitsblätter und Arbeitsstandsübersichten abgegeben, Erfahrungen ausgetauscht und Richtlinien festgesetzt. Der Sitzungsverlauf wurde protokolliert und die Gesamtarbeitsstandsübersicht vervollständigt.

Da die Flurnamenkarten keine Zeichenerklärungen enthalten, wurde zu jeder Flurnamenkarte ein Begleitblatt angelegt. Es gibt Auskunft über die Bearbeiter des Blattes, über die befragten Personen und über die farbliche Zuordnung der Flurnamen. Die Begleitblätter befinden sich in Hängeheftern, die nach Topographischen Karten 1 : 25 000 (TK25) geordnet sind.

Auf der letzten Sitzung der Flurnamensammler Ostfrieslands, am 5. April 1984, konnte dem damaligen Präsidenten der Ostfriesischen Landschaft, Peter Elster, die Flurnamensammlung mit dem Schlussbericht übergeben werden. Von 1967 bis 1984 waren 71541 Flurnamen (die Flurnamen von Gödens kamen erst im Jahr 2000 hinzu) gesammelt und in ca. 900 Deutsche Grundkarten eingetragen worden. Damit endete die Existenz des Arbeitskreises „Flurnamensammlung“. In der Landschaftsbibliothek hängen in einem Zippelschrank zur Dokumentation ca. 900 Deutsche Grundkarten, in denen rd. 72 000 Flurnamen Ostfrieslands und der Gemeinde Gödens - sie gehörte bis 1972 zum Kreis Wittmund - dokumentiert sind.

Um den Flurnamen eine möglichst große Öffentlichkeitswirkung zu verleihen, war den Bearbeitern gestattet, in vereinfachter Form Flurnamen ihres Bereiches schon vorweg in der Tagespresse zu veröffentlichen. Hiervon machten die Herren Uphoff und Börchers in den Ostfriesischen Nachrichten, Frau Imhoff für das Gebiet der Stadt Norden im Ostfriesischen Kurier, Herr Gravemeyer und Herr Clemens im Anzeiger für Harlingerland Gebrauch.

Um sicherzustellen, dass die Reinschriften keine Abschreibfehler enthalten, erfolgte in den folgenden Jahren die Überprüfung aller eingetragenen Flurnamen. Daraufhin wurden von den Flurnamenkarten Farbdiapositive hergestellt, um den Inhalt der Flurnamenkarten auch einer größeren Gruppe von Interessierten zeigen zu können.

Mit der Sammlung der Flurnamen und ihrer handschriftlichen Darstellung in den Grundkarten ist es nicht getan. Die Flurnamen mit ihren Zusatzdaten müssen in einer Datenbank gespeichert sein, um sie einer weiterführenden Forschung zugänglich zu machen. Alle Aussagen von Sprachwissenschaftlern über die Flurnamen Ostfrieslands gründen sich bis auf den heutigen Tag nur auf zufällige Veröffentlichungen von Flurnamen, etwa auf die Flurnamen, die in einigen Dokumenten des Ostfriesischen Urkundenbuchs enthalten sind, wie z. B. Ebeling in seinem Aufsatz über "Namen" in dem 1995 herausgegebenen Buch "Ostfriesland, Geschichte und Gestalt einer Kulturlandschaft“, in dem Ebeling die wichtigsten Gruppen ostfriesischer Flurnamen benennt. Andere Autoren beziehen sich auf Flurnamen einzelner Gemarkungen Ostfrieslands, die zufällig in der Tagespresse veröffentlicht wurden, wie z. B. Arend Remmers in dem Aufsatz "Zum ostfriesischen Niederdeutsch", veröffentlicht im Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung, 1994. Die Veröffentlichung aller Flurnamen der Flurnamensammlung der Ostfriesischen Landschaft ist daher dringend geboten, damit die Wissenschaftler endlich gesicherte und umfassende Antworten auf die verschiedensten Fragestellungen geben können. Dazu dient die Speicherung der gesammelten Flurnamen in einer Datenbank.

1991 erarbeitete Heinrich Schumacher das Grobkonzept für die Erfassung der Flurnamen, anschließend das Feinkonzept. Nach dem Feinkonzept entwickelte dann Vermessungsdirektor Hans-Heinrich Schröder, Aurich-Ogenbargen, die erforderlichen Programme für die Erfassung und die Speicherung der Flurnamen in Dateien des Datenbanksystems dBase IV für DOS, später auch noch in dBase V für Windows. Darüber hinaus erweiterte er das Programm für den Ausdruck der Flurnamen - ostfrieslandweit / gemarkungsweise, für das Suchen und den Ausdruck einzelner Flurnamen bzw. einer Verweisgruppe und für die Statistik. Am 7. Mai 1993 konnte Heinrich Schumacher die Konzeption auf dem Kolloquium „Regionale Flurnamenforschung“ der Kommission für Mundart- und Namenforschung Westfalens in Münster vorstellen.

Nach der Festlegung der Grundsätze für die Erfassung  und Segmentierung der Flurnamen wurde ein Programm über mehrere Jahre getestet und vervollkommnet. Ab Mitte Mai 1997 waren alle Voraussetzungen für den Einsatz von mehreren Zuarbeitern (Thomas Dähne, Maike Enninga, Jörg Schröder) zur digitalen tabellarischen Erfassung gegeben. Die Gerhard ten Doornkaat Koolman-Stiftung hatte ihre finanzielle Unterstützung zugesagt. Am 31. Juli 1998 war die Erfassung vorläufig beendet. 71541 Flurnamen waren bis dahin erfasst worden. Michael Clemens ist zu danken, dass nachträglich die Flurnamen der bis 1972 zum Kreis Wittmund gehörenden Gemeinde Gödens einbezogen wurden. Die Sammlung umfasst endgültig 71913 Flurnamen auf 897 Grundkarten. Die Herkunft der Flurnamen verteilt sich wie folgt:

  • Hannoversche Gundsteuervermessung 28499
  • Preußische Grundsteuervermessung 20829
  • Befragung 30663
  • Lüpkes 420
  • Regemort 1196
  • Sonstige 991
  • Deutsche Grundkarte 12129.

Für die gis-basierte Darstellung der Sammlung im Internet sind damit nach 34 Jahren die Grundlagen gelegt worden. Der große Schatz ist gehoben. Nun gilt es ihn auszuwerten.

(Leicht überarbeiteter Text aus: Heinrich Schumacher, „Die Flurnamen Ostfrieslands“, Aurich 2002, Bd.1, S. IX-XIX.)

Literatur:

  • Heinrich Schumacher, Flurnamensammlung auf neuen Wegen, in: Ostfriesland, Zeitschrift für Kultur Wirtschaft und Verkehr, 1973/4, S. 13-16.
  • Ders., Flurnamensammlung in Ostfriesland, in: Ostfreesland, Kalender für Jedermann 1979, S. 205-210.
  • Ders., Flurnamensammlung der Ostfriesischen Landschaft von 1972-1984, Manuskriptdruck 1984, Landschaftsbibliothek.
  • Ders., Die Flurnamensammlung der Ostfriesischen Landschaft, in: Niederdeutsches Wort, Bd. 33, 1993, S. 41 - 56.
  • Ders., 120 Jahre Flurnamensammlung, in: Ostfreesland, Kalender für Jedermann 2000, S. 254 - 260.
  • Ders., 120 Jahre Flurnamensammlung, in: Ostfreesland, Kalender für Jedermann 2000, S. 254 - 260.
  • Ders., Die Flurnamen Ostfrieslands, 6 Bde., Aurich, 2002.