Schlacht auf den Wilden Äckern
Auf den Wilden Äckern tobte einst eine furchtbare Schlacht; dort ist es nicht geheuer.
Focko Ukena wurde von klein auf in Kriegsdiensten erzogen. In Stürmen und Schlachten zeigte er sich als ein ehrlicher und mannhafter Held.
Wie Keno tom Brok, Richter Ockos Sohn, so viele Ruhmestaten von ihm hörte, schloss er mit Focko einen Vertrag, sie wollten die Frieslande in ihre Gewalt bringen. Sie konnten sich indes bei Kenos Lebzeiten über die Beute nicht vertragen. Das musste sein Sohn Junker Ocko tom Brok entgelten.
Zwischen Veenhusen und Upgant auf den Wilden Äckern haben Focko Ukena und Junker Ocko tom Brok eine furchtbare Schlacht geschlagen. Lange Zeit wogte der Kampf hin und her, aber zuletzt erlangte Focko mit seiner Macht die Oberhand und gewann die Schlacht.
Über viertausend Tote blieben auf beiden Seiten, und Ocko wurde in eigener Person gefangen. Focko Ukena brachte Ocko tom Brok nach Leer, wo er sieben Jahre im Kerker saß.
Auf dem Platze, wo die Schlacht stattgefunden hat, ist es nicht ganz geheuer. Reisende, deren Weg nachts über das Schlachtfeld führte, haben oft gesehen, dass die Geister der Erschlagenen sich immerfort noch bekämpfen, und es soll ein schauerlicher Anblick sein. Mit Grimm und Wut, aber lautlos, schwingen die erschlagenen Kämpfer in fleischlosen Händen die Waffen, umfassen sich ringend mit knöchernen Armen oder durchbohren einer den andern mit Schwert oder Spieß, bis das Morgengrauen die Spukgestalten verscheucht.
Nach: Hermann Lübbing, Friesische Sagen, Verlag Schuster, Leer 1977