OSTFRIESISCHE LANDSCHAFT - REGIONALVERBAND FÜR KULTUR, WISSENSCHAFT UND BILDUNG
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Sieve - Tergast

Sieve bedeutet Streit.

Sieve war ursprünglich ein Vorwerk der Kommende Hasselt. Sieve fiel nach der Reformation an das ostfriesische Herrscherhaus. 1733 kaufte Dr. Gerhard Warsing den Hof und machte ihn zum Ausgangspunkt seiner Moorkolonisation.

Sieve wird bis heute als landwirtschaftlicher Betrieb genutzt.

Das Räubernest Sieve

In weiter Einsamkeit liegt an der Tergaster Feldmarkgrenze der Bauernhof Sieve. Es ist schon verständlich, wenn die Umwohnenden sich allerlei Geheimnisvolles zusammenreimen, besonders in Sturm- und Regennächten und an Tagen, wenn dichte Nebelschwaden über den weiten Hammrich dahinziehen.

Sieve soll ein Zufluchtsort für lichtscheues Gesindel gewesen sein. Diebe und Wegelagerer waren sie alle, Bauer und Gesinde. Die Wanderer, die ihren Weg nach Emden oder Leer nahmen, übernachteten des öfteren in Sieve.

Aber es hieß, dass nicht alle auch wieder herauskamen. So soll denn der Besitzer einmal zwölf Händlern im Schlaf kochendes Zinn in den Mund gegossen und sie darauf völlig ausgeraubt haben. Der Volksmund weiß zu berichten, dass im Keller Blutflecken ausschlugen, schwarze und weiße Personen sollten gespensterhaft erscheinen.

Vor weit über hundert Jahren hätten alle, die dort als Knecht oder Magd gedient, nicht geheiratet, weil sie alle an den üblen Vorgängen beteiligt waren. Und in Neermoor soll auf dem Friedhof ein Mann ohne Kopf beerdigt sein, der in Sieve ermordet wurde. Der letzte Besitzer hat seine Frau ermordet, so wird gemunkelt, und die Leiche nachher in die Graft geworfen. Andere erzählen, dass er sie mit dem Dreschflegel erschlagen und auf den Boden geschleppt hat. Hier warf er sie die Leiter herunter; auf der Tenne legte er neben sie ein Messer und ein Stück Speck, um vorzutäuschen, dass sie abgestürzt sei, nachdem sie aus der Speckkiste Vorrat geholt hatte.

Nach: Jurjen van der Kooi, Theo Schuster: Die Frau, die verlorenging – Sagen aus Ostfriesland, Leer 2003