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Hünenschloot - Dietrichsfeld bis Dornum

Den Hünenschloot, der von Dietrichsfeld bis nach Dornum verläuft, hat einst ein Riese ganz allein gegraben.

Bei dem „Hünenschloot“ handelt es sich um ein künstlich angelegtes Gewässer, das sich von Dietrichsfeld bei Aurich nördlich des ‚Alten Postweges‘ parallel dazu über Langefeld bis nach Moorweg und Dunum erstreckte. Es bildete auf eine weite Strecke die Grenze zwischen Langefeld und Blomberg und schließlich zwischen den Gemeinden Moorweg und Dunum. In Dunum geht es im ‚Bungelbrook‘ über in die ‚Stuhlleide‘, die ihr Wasser über die ‚Falster‘ in die Harlebucht leitete.

Im Verlauf dieses Gewässers wurden im frühen 19. Jahrhundert Moorkolonien angelegt, für die dieses Gewässer als Vorflut diente. In Moorweg läuft der Schloot parallel mit dem Spajeweg, der ebenfalls im frühen 19. Jahrhundert als Erschließungsweg für die Moorkolonie Neugaude angelegt wurde. Noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts war er ein stark strömendes Gewässer, ist aber heute weitgehend trockengelegt und teilweise auch verfüllt, da seine Funktion von anderen Wasserzügen übernommen wurde.

In der Volkssage wurde der Name mit „Riesen“ in Verbindung gebracht, aber seine Deutung ist vermutlich viel einfacher: Der Name leitet sich von der germanischen Wurzel huun-, hun-, hon- her, die so viel wie Sumpf oder Moder bedeutet. Es handelte sich ja um einen Graben, der weite Strecken von moorigen Gebieten erst kultivierbar machte, indem er die notwendige Vorflut leistete. Da er auf weite Strecken Gemeindegrenzen bildete, war er für mehrere Gemeinden zweckmäßig und sinnvoll und wurde wohl auch von ihnen unterhalten.

Es ist schade, dass er als Kulturlandschaftselement nicht erhalten blieb, aber anhand der Flurnamen ist er auf der gesamten Länge noch nachweisbar.

Nach der Sage sollte der Schloot die Strafarbeit eines Hünen sein, der mit dieser Arbeit vor dem Frühstück fertig sein musste. Als er mit dieser Aufgabe noch nicht ganz fertig war, sah er seine Frau bereits mit dem Frühstück kommen. Voller Ärger über den Zeitdruck warf er einen Spaten voller Erde nach ihr. Er traf sie nicht, aber diese Erde bildete den Rabbelsberg in Dunum.

Da der Schloot erst nach 1806 angelegt wurde und die Geschichte bereits 1848 aufgezeichnet wurde, dokumentiert das Beispiel, dass auch noch im frühen 19. Jahrhundert solche Sagen entstanden.

Jurjen van der Kooi, Theo Schuster: Die Frau, die verlorenging – Sagen aus Ostfriesland, Leer 2003